Gemeinsam mit den Bauherren haben wir die komplexen und veränderlichen Logistikketten und Produktionsabläufe im Gebäudekonzept integriert. Es beruht auf permanenter Flexibilität in der Fläche sowie auf der Minimierung der Betriebs- und Unterhaltskosten. Höchste Priorität hatte der Anspruch an eine stimmige hochwertige Architektur, woran die mit Akkuratesse gestaltete Planum-Fassade einen wesentlichen Anteil hat. Sie verleiht dem Baukörper seine unverwechselbare Identität und ist zugleich zeitlos schützende und wartungsfreundliche Gebäudehülle. Beim Umsetzen unserer Gestaltungsideen war die Firma DOMICO aus Vöcklamarkt jederzeit ein sehr zuverlässiger Partner.

Dipl.-Ing. Stefan Redle, Architekt Redle Architekten
  • Projekt
    HERRMANN home of Technology, Leutkirch

  • Architekt
    Redle Architekten

  • Bauherr
    Herrmann GmbH

  • Produkt
    2.200 m² Planum-Fassade

  • Verarbeiter
    Kemmler Industriebau GmbH

  • Fotos
    ©HERRMANN home of technology
    Entwurfs-/Ausführungsplanung Redle Architekten

Ganz auf Linie – Herrmann GmbH

Seit seiner Gründung vor knapp 15 Jahren ist das in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern aktive Familienunternehmen Herrmann stetig gewachsen. Nach immer neuen räumlichen Provisorien galt es irgendwann, ausreichend Raum in einem zusammenhängenden Arbeits- und Produktionsumfeld zu schaffen für die mittlerweile über 100 Mitarbeiter.

Mit gebührender Flächenversorgung allein war es aber nicht getan. Wer in immer wieder wechselnden und sich verändernden Aufgabenbereichen unterwegs ist und mehr als 24.000 verschiedene Produkte herstellt, muss auch besonderes Augenmerk auf Flexibilität in den komplexen Herstellungsprozessen richten. Das Umsiedeln ihres Betriebes in das maßgeschneiderte Leutkircher Domizil betrachten die geschäftsführenden Gesellschafter Thomas und Ralf Herrmann deshalb nicht nur als positiven Meilenstein, sondern als wichtigen Schritt auf dem weiteren Weg in eine erfolgreiche Firmenzukunft.

Für die ortsansässigen Planer von Redle Architekten bedeutete diese Aufgabe, sich im Zuge der baulichen Konzeption mit den variablen Arbeitsformen der Produktion vertraut zu machen. Immer wieder neue Maschinen und Anlagenteile – bisweilen vom Unternehmen selbst entwickelt – in veränderliche Prozessketten einfügen, dafür Vorhandenes aus- oder umlagern und immer Platz genug zu haben, optimierte Fertigungslinien zu installieren, erfordert in erster Linie ein großes Flächenangebot. Dieses unterliegt indes beim Bau und im Betrieb der Anforderung nach hoher Wirtschaftlichkeit. Letztlich zurrten Planer und Bauherren eine Größenordnung des Projektes fest, wobei der gemeinsame Optimierungsprozess einem aufreibenden Puzzle mit teilweise schwer kalkulierbaren Variablen nahekam.

Mit ihren quadratischen Maßen von rund 50 Metern Länge und Breite sowie einer Höhe von 13,5 Metern umschließt die Produktionshalle einen umbauten Raum von nahezu 34.000 Kubikmetern und bietet mit einem Seitengebäude insgesamt eine Nutzfläche von 3.400 Quadratmetern. Dominiert wird der Gesamtbaukörper vom voluminösen Quader der Produktionshalle. Das an der Ostseite direkt angefügte, geschossweise abgestufte und turmartig auslaufende Nebengebäude ist von der Architektur und Nutzung bereits so konzipiert, dass es bei einer – bereits ins Auge gefassten – spiegelbildlichen baulichen Erweiterung, als Achse und Gelenk für den späteren Gesamtkomplex dienen wird.

Diese architektonische Funktion betont bereits jetzt eine Außenhaut, die sich mit puristisch grauen Sichtbetonflächen streng von der gerasterten Hallenarchitektur abgrenzt. Um den geschlossenen Gesamteindruck der Kubusfassade nicht zu stören, erhielt die parallel abschließende Gebäudefront des Anbaues ebenfalls eine Vorhangfassade – bewusst in tiefdunkler Farbe abgesetzt, aber mit identischer Materialität, was optisch signalisiert: An dieser Stelle ist erstmal Schluss, aber später wird sich hier baulich noch etwas tun.

Im Vergleich zu dieser gestalterischen Zurückhaltung spielen die Vorhangfassaden des riesenhaften Hallenquaders regelrecht mit ihrer produkteigenen Variabilität und mit der Geometrie des rundum nahezu geschlossenen Baukörpers. Im virtuosen Wechsel von Rasterung und Farbigkeit nehmen die dadurch kleinteilig wirkenden Flächen dem großen Volumen die Massigkeit. Zugleich erhält jede einzelne Fassadenfläche und in deren Addition das gesamte Gebäude eine eigene hohe Gestaltungsqualität.

Dabei sorgt eine um das Gebäude geführte horizontale Dreiteilung der Flächen für eine optische Reduktion der Gebäudehöhe. Diese Empfindung beruht auf betonten Einschnürungen durch Horizontalfugen, die in geschickter Komposition mit einer augenfälligen vertikalen Fassadenrasterung korrespondieren. Als Grundlage dafür dient ein ungleichmäßiges Streifenmuster. Die Variation von Breite und Farbigkeit der Paneele sowie ein geringer Seitenversatz derselben entlang der schmalen Trennlinie im oberen Flächendrittel halten das Betrachterauge so intensiv in Bewegung, dass sich der Baukörper gleichsam einer statischen Gesamterfassung entzieht.

Die Sockelzone wird von einem rund drei Meter hohen hellen Horizontalstreifen aus Sichtbeton definiert, der sich in der Erschließungs- und Rückfassade zu einem Fensterband auflöst. Mit zwei gläsernen Industrie-Rolltoren und dem zur Front hin abgestuften Seitenbau fügt sich die Hauptfassade sehr dezent in das ästhetische Gesamtbild des Gebäudekomplexes.

Als prägnanter Blickfang an der Fassade und – im doppelten Sinne – zugleich als weithin sichtbare Visitenkarte der unternehmenseigenen Präzision, dient der um die Südwest-Ecke korrespondierende, schneeweiße Firmenschriftzug. Vor dem dunklen Fassadenhintergrund wirken die geometrisch wohl gesetzten Lettern optisch wie herausgestanzt. Sie zeugen „in der Tat“ von höchster gestalterischer Akkuratesse, stammen sie doch aus der firmeneigenen Fertigung. Das gilt ebenso für die zwängungsfrei durch die Fassade geführten, millimetergenau verankerten Befestigungsteile. Penible Detail-Diskussionen zwischen Bauherrschaft, Architekt, Fassadenhersteller und Montagefirma im konzeptionellen Vorfeld darf man sich ebenso vorstellen, wie Herzklopfen beim lasergestützten Arrangieren der fraktionsübergreifenden Meisterleistung.

Ein wertbeständiges Gebäude sollte der Neubau werden, mit einer effizienten Gebäudetechnik und in Punkto Architektur außen wie innen ein gestalterischer Vorzeigebau – das war der Bauherren Anspruch an die Architekten. Als Basis der Gesamtfläche und robusten Industrieboden wählten sie eine wärmegedämmte Beton-Bodenplatte. Ein Skelett aus einzeln eingespannten Stahlbetonstützen bildet die Tragkonstruktion, die in zwei Feldern von Stahlbeton-Deckenträgern überspannt wird. Auf rund neun Metern Höhe laufen auf Konsolen zwei Portalkräne, die beim Wechsel von Produktionslinien die Installations- und Umsetzzeiten der Maschinen minimieren. Auch ein auf halber Höhe umlaufender Stahl-Wartungsgang dient der Effizienz betrieblicher Abläufe.

Für die Außenwände der Gebäudehülle lieferte das Unternehmen DOMICO eine Metall-Kassettenkonstruktion mit 140 mm integrierter Mineralfaser-Dämmung. Über der Trapezblech-Tragschale des Flachdaches liegt eine 220 mm dicke Mineralfaser-Dämmung, an die zwei großflächige Lichtbänder in entsprechender Dämmqualität anschließen. Die Außenhaut der Fassade mit allen An- und Abschlüssen lieferte DOMICO bis ins Detail konfektioniert und montagefertig auf die Baustelle.
Zur Unterkonstruktion der durchdringungsfrei verlegten DOMICO-Planum Fassade gehört eine zusätzliche Mineralwolledämmung von 50 mm Dicke für das Überdecken der Kassettenstege. Erst der zweite Blick auf die Fassaden erschließt  das akkurat geplante Arrangement der zunächst ordnungslos erscheinenden Streifenmuster: Der gestalterische Entwurf beruht auf einer exakt geregelten Abfolge aus lediglich drei Paneelbreiten. Dabei bekam jede Paneelbreite eine bestimmte Farbe zugeordnet, davon eine Farbe mit matter Oberfläche. Im Einzelnen besteht die meisterhafte Komposition aus den Paneelbreiten 500 mm (RAL 7021 matt), 400 mm (RAL 7021) und 300 mm (RAL 7016). Die Architektur prägende Fassade wurde zwischen Redle Architekten, dem Hersteller DOMICO und der ausführenden Firma Kemmler aus Tübingen von Anbeginn detailliert diskutiert, organisiert und bei der Montage penibel überwacht. Eine anfängliche Besorgtheit der Bauherrschaft wegen Terminen und Kosten legte sich spätestens bei der erfolgreichen Integration ihrer einprägsamen Visitenkarte.

Beim Energieverbrauch ist das Gebäude auf die Erfüllung des KfW-55-Standards ausgerichtet. Damit wurde eine wegweisende Qualität im Industriebau erreicht und zugleich die finanzielle Förderung aus öffentlichen Mitteln möglich. Für effizientes wechselseitiges Heizen und Kühlen über die kernaktivierte Bodenplatte wurde eine mehrstufig geregelte Wärmepumpen-Anlage aus dem kalkulierten Energiemix der Produktion heraus konzipiert.

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