Brauerei Giesinger
Inmitten des Gewerbegebiets an der Detmoldstraße im Münchner Norden erhebt sich ein besonderer Neubau, der sofort ins Auge fällt – denn dessen Fassade ist goldfarben gehalten. Dies ist kein Zufall, lehnt sich die Farbgebung doch an das dort hergestellte Produkt an: Bier.
-
Projekt
Neubau Brauerei Giesinger -
Architekt
a + p Architekten Kellner – Krämer Partnerschaft mbB -
Bauherr
Aurelis Real Estate -
Produkt
2.600 m² Planum-Fassade, Sandgold, Sandgold matt
1.000 m² Kassetten -
Verarbeiter
Nonnenmacher GmbH -
Fotos
© Michael Voit
Die im Wilden Verband verlegten Paneele der Metallfassade variieren im Glanzgrad, und erzeugen so in Abhängigkeit vom Lichteinfall ein lebendiges, wechselhaftes Farbspiel. Das Verlegemuster unterliegt dabei einer klaren Struktur, um eine wirtschaftliche Ausführung gewährleisten zu können. Details wie verdeckte Fensterbänke mit in der Hinterlüftungsebene geführter Regenentwässerung oder eine bündige Attika konnten in Abstimmung mit dem Bauherrn und Vermieter, dem Immobilienunternehmen Aurelis Real Estate, realisiert werden und verstärken die klare Erscheinung des Gebäudes.
Die Fassade ist weitgehend geschlossen und hat nur dort Öffnungen, wo sie technisch oder aus der Nutzung heraus erforderlich sind. Das über 13 Meter frei auskragende Vordach im Ladehof ist als Teil der Fassade gestaltet und wirkt daher nicht als Addition, sondern als Teil des L-förmigen Baukörpers. Ein besonderes Highlight fällt dem Betrachter schon bei der Anfahrt ins Auge: Ganz im Stil klassischer Brauereien gewährt ein knapp 100m² großes Fenster Einblick in das Herzstück der Brauerei. Hier im Sudhaus beginnt der Brauprozess, der für die Organisation des gesamten Grundrisses maßgebend ist. An ihm kann man den Brauvorgang vom Sudhaus über den Gärkeller bis hin zur Abfüllanlage und dem angeschlossenen Vollgutlager klar ablesen. Flankiert wird dieser Weg von Funktionsräumen für Wasseraufbereitung, Drucklufterzeugung, Labors und kleinere Rohstofflager. Ein großzügiges Treppenhaus führt ins Obergeschoss, das neben der Brauereiverwaltung einen Verköstigungsraum für Produktpräsentationen und kleine Veranstaltungen beherbergt. Platziert auf einer eingeschobenen Galerie hat der Besucher von hier aus sowohl das Sudhaus als auch den Gärkeller im Blick.
Die funktionale Aufteilung des Grundrisses erlaubte die Ausbildung von lediglich zwei Brandabschnitten mit zwei baulich notwendigen Treppenhäusern.
Die Tragkonstruktion des zweigeschossigen Brauereigebäudes besteht aus Stahlbeton-Fertigteilen; die Stahlbetonbinder des Dachtragwerks sind teilweise vorgespannt. Die Dachhaut ist als Trapezblechkonstruktion mit Warmdachdeckung konzipiert und bildet zusammen mit der Fassade eine thermische Gebäudehülle nach neuesten Standards.
Die nutzerseitige Brauereitechnik ist hochmodern. Das Brauwasser wird aus einem 160 Meter tiefen Brunnen aus der Münchner Schotterebene gefördert und aufwändig aufbereitet. Im Gegensatz dazu ist die gebäudetechnische Ausstattung konzeptionell einfach ausgelegt. Die durch den Brauprozess entstehende hohe Luftfeuchtigkeit wird in den Produktionsbereichen grundsätzlich geduldet; sämtliche Bauteile sind entsprechend widerstandsfähig ausgebildet. Lediglich im Havariefall bei Überschreitung eines kritischen Schwellenwertes wird die Luft mechanisch nach außen abgeführt. In einer Bauzeit von nur 16 Monaten entstand in enger Abstimmung zwischen Planern, Bauherr, Nutzer und Baufirmen ein maßgeschneiderter Neubau einer Brauerei.